Gastbeitrag: Glück aus medizinischer Sicht – wenn die Hormone unser Glück rauben

glueck-kann-man-essenWas hat unser Glück mit Medizin zu tun? Besteht da überhaupt ein Zusammenhang? Unzählige Menschen hatten zum Beispiel das Glück, nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall rechtzeitig gefunden und gerettet worden zu sein. Oder dass sie nach einem schweren Unfall rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht und in der Notaufnahme gerettet wurden. Diese Art von Glück und Medizin meine ich jedoch nicht.

Das Glücksthema wird von vielen Autoren, Therapeuten, Coachs und Beratern „beackert“. Es gibt unzählige Tipps, Anleitungen und Übungen, die uns helfen sollen, glücklich zu werden. Aber kann man Glück wirklich lernen? Ist das alles, was zum Menschenglück beiträgt? Und wie spielt die Medizin da rein?

Die moderne Medizin

Die moderne akademische Medizin konnte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts viele Erfolge feiern. Der Faktor Glück wurde dabei komplett beseitigt, es galten nur noch Medikamente, Operationen, Geräte und evidenzbasierte Methoden. Ja, es wurde viel erreicht: Alexander Flemming hat das Penicillin entdeckt und es können ganze Organe, sogar Herzen transplantiert werden. Der „Gott in Weiß“ war nun der Gott der Wissenschaft. Das Glück in der Heilkunst lag nun voll und ganz in den Händen der Ärzte und nicht mehr in der Hand des Patienten. Die moderne Medizin hat sich zum Reparaturbetrieb entwickelt.

Das vermeintliche Glück von außen

Viele Patienten liefern sich den Behandlungsvorschlägen der Ärzte voll und ganz aus, ganz nach dem Motto „Ich kann ja eh nichts machen“ oder „Ich kenne mich da nicht aus.“. Das kommt daher, dass wir von Klein auf lernen, den Ärzten zu vertrauen. Die volle Verantwortung wird also in die Hände der Ärzte gelegt, und wehe, die Operation ging schief oder das Medikament hat nachhaltige Nebenwirkungen hervorgerufen. Dann sind die Betroffenen wütend auf den Arzt. Da wünsche ich Ihnen viel Glück, dass Sie immer einen fachlich guten Arzt erwischen!

Hinterfragen Sie mehr und erkundigen Sie sich stets nach Alternativen, wenn Sie von einem Arzt ein Behandlungskonzept vorgesetzt bekommen.

Das echte Glück von innen

Was ist erfüllender: wenn Sie etwas an sich machen lassen (und es hat geklappt) oder wenn Sie selber etwas gemacht und erreicht haben? Wie fühlt sich das „Ich hab’s gemacht!“ an? Selbst erzeugtes Glück, also von innen entstandenes Glück wirkt auf viele Menschen schöner und nachhaltiger als das von außen geschenkte Glück. Die Forschungen der Positiven Psychologie belegen: Selbst gemacht macht glücklich(er).

Überlegen Sie mal, wann Sie diese Art von Glück schon einmal verspürt haben: beim Bestehen einer Prüfung, beim Reparieren eines kaputten Teils oder beim Gelingen des ersten 3-Gänge-Menüs?

Wobei sicher auch ein guter Mix aus äußerem und innerem Glück erstrebenswert ist. Wenn der Patient also Eigenverantwortung übernimmt, und z.B. nach einem Schlaganfall nicht nur die verordneten Bewegungsübungen macht und Medikamente schluckt, sondern seine bis dato ungesunde, da zu zuckerreiche und üppige Ernährung umstellt, hat das nicht nur eine viel schnellere körperliche Gesundung zur Folge, sondern auch eine bessere Stimmungslage.

Damit wir Menschen Glück empfinden können, darf ein Faktor nicht unterschätzt oder gar übersehen werden: Hormone, auch Neurotransmitter genannt. Es gibt deren verschiedene, die unsere Stimmungslage stark beeinflussen. Denn wer ist schon glücklich in seiner Depression, mit seinen andauernden Ängsten oder zu geringem Selbstwertgefühl?

Endorphine

Das bekannteste Hormon in diesem Zusammenhang ist das Endorphin, umgangssprachlich auch Glückshormon genannt. Endorphine regeln Empfindungen wie Schmerz und Hunger, stehen in Verbindung mit der Produktion von Sexualhormonen und werden mitverantwortlich gemacht für die Entstehung von Euphorie. Bestimmte körperliche Anstrengungen wie zum Beispiel das Runner’s High aber auch Schmerzerfahrungen rufen durch die Ausschüttung von Endorphinen ein Glücksempfinden hervor. Diese Wirkung ist medizinisch anerkannt, sie wird jedoch individuell sehr unterschiedlich erlebt.

Mit ausreichendem Endorphinspiegel fühlen wir uns behaglich, voller Freude, manchmal auch euphorisch.

Mit einem zu tiefen Endorphinspiegel dagegen sind wir übersensibel oder nah am Wasser gebaut. Es fällt uns schwer, mit Verlusten klarzukommen oder mit Trauer umzugehen. Essen, Alkohol, Rauchen, Liebesromane, Drogen oder Schmerzmittel dienen als Trost oder Belohnung, nach dem Motto „man gönnt sich ja sonst nichts“. Klingt das nach Glück?

Dopamin

Dopamin gehört zur Kategorie der Katecholamine, das sind unsere körpereigenen Stimulantien, also Muntermacher. Dazu gehören auch Adrenalin und Noradrenalin. Dopamin gilt ebenfalls als Glückshormon. Bei Vorfreude auf etwas produzieren unsere Nervenzellen im Gehirn Dopamin. Das erhöht zum einen die Aufmerksamkeit, zum anderen löst es am Ende der Signalkette ein Glücksgefühl aus.

Ein zu tiefer Katecholaminspiegel dagegen bewirkt Niedergeschlagenheit, Apathie, Motivationslosigkeit, zu wenig geistige und körperliche Energie, hohes Schlafbedürfnis, Konzentrationsprobleme und das Bedürfnis, sich mit Kaffee, Schokolade, Red Bull etc. aufzumuntern. Das Glück muss wohl erst geweckt werden!

Serotonin

Serotonin ist sozusagen unser körpereigenes Antidepressivum. Bei einem genug hohen Serotoninspiegel sind wir positiv eingestellt, selbstsicher, flexibel und entspannt. Es wird auch zu den Glückshormonen gezählt.

Ein zu tiefer Serotoninspiegel führt zu depressiven Verstimmungen bis hin zu Depressionen, einer negativen Einstellung, geringem Selbstwertgefühl, Zwangsverhalten, Angstzuständen, Panikattacken, Hyperaktivität, Besorgnis, Reizbarkeit, Schlafproblemen, unerklärlichen Muskelschmerzen und zu übermäßiger Lust auf Süsses, Alkohol, Drogen oder andere abhängig machende Substanzen. Machen diese Symptome glücklich?

Das hormonelle Glück

Der Körper beeinflusst den Geist und die Seele ebenso wie umgekehrt.

Bei zu tiefen Hormonwerten kann es schwierig werden, trotz der Befolgung aller Tipps, Anleitungen, Übungen und der Universalgesetze, das Glück anzuziehen bzw. es dann auch zu fühlen. Denn das Glücksgefühl wird nun mal durch die Ausschüttung u.a. von Endorphin und Dopamin ausgelöst.

Haben wir ausreichend von den genannten Hormonen, sind wir zwar nicht automatisch glücklich, aber wir haben 100%-iges Potential, das Leben genießen zu können, ausgeglichen zu sein, herzhaft zu lachen, optimistisch zu sein und positiv zu denken, und in bestimmten Situationen auch mal euphorisch zu reagieren. Stimmt unser Hormonhaushalt, haben wir die beste physische Basis, Glücksgefühle zu spüren. Die Glückssucher-Tipps können leichter greifen und sich etablieren.

Der Glücks-Check

Hormonwerte können mittels einer Blutprobe (teils auch via Speichel oder Urin) festgestellt werden. Jedoch sind die Laborwerte nicht immer zuverlässig und aussagekräftig. Ich hatte schon unzählige Patienten mit Symptomen von Mangel an den oben genannten Neurotransmittern in meiner Praxis, deren Laborwerte laut den Ärzten aber in Ordnung waren. Teils ist nämlich der Referenzbereich, in welchem sich ein Wert befinden sollte, sehr breit. Ist der Hormonwert eines Patienten zum Beispiel im unteren Drittel, dann ist er gemäß Arzt in Ordnung und es besteht kein Handlungsbedarf, aber er kann für den individuellen Menschen zu gering sein.

In der Naturheilkunde gibt es diverse Verfahren, zum Beispiel auf energetischer Ebene, um festzustellen, ob eine Erhöhung eines oder mehrerer Neurotransmitter notwendig ist. In meiner Praxis teste ich mit dem Reba® Gerät der Psychosomatischen Energetik in Verbindung mit Kinesiologie.

Die Glücksnahrung

Unsere Ernährung hat sehr viel mit den Hormonen zu tun. Denn Hormone werden zu einem großen Teil aus Aminosäuren gebildet. Aminosäuren sind Bausteine der Proteine und sie sind die Grundlage aller Lebensvorgänge, da sie absolut unentbehrlich sind für jeden Stoffwechselvorgang.

Ein Mangel an den genannten Hormonen ist auch mitverantwortlich für emotionales Essen, also wenn man aus Frust, Ärger, Langeweile, Einsamkeit oder Überforderung zu Schokolade, Chips, Brot oder Nudeln greift.

Um die Bildung von Glückshormonen anzuregen, ist es wichtig, zu jeder Mahlzeit Eiweiß zu essen, ob tierisch oder pflanzlich. Dazu gehören Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Quinoa, Bohnen, Linsen, Hummus, Amarant, Nüsse, Samen (z.B. Leinsamen), Gewürz- und Salatkräuter und Algen. Am besten ist ein guter Mix aus allen.

Andererseits gibt es auch Nahrungsmittel, die bei regelmäßigem Verzehr die Bildung von Hormonen hemmen. Dazu gehören u.a. raffinierter Zucker, Weizenmehlprodukte (auch Vollkorn), künstliche Süßstoffe wie Aspartam, Alkohol, Kaffee sowie Konservierungsmittel, Farb- und Geschmackstoffe.

Achten Sie daher auf eine hormon- und glücksbildende Ernährung. Guten Appetit!

Eine glückliche Zeit wünscht Ihnen von Herzen,
Sandra Blabl 

11 Kommentare zu “Gastbeitrag: Glück aus medizinischer Sicht – wenn die Hormone unser Glück rauben

  1. Hallo liebe Sandra,

    Dein Artikel ist echt lesenswert! Super! Ich freue mich schon auf Dein Seminar im Juni.

    Liebe Grüße aus dem hohen Norden.
    Mit Freude zur Leichtigkeit!
    Sandra

  2. Hallo Frau Blabl,
    herzlichen Dank für den wunderschön geschrieben Text. Es wird generell bei einer Prävention von einem stressfreien Leben geredet. Gesund ernähren, viel Bewegung, nicht rauchen und vieles mehr. Doch die Meisten vergessen dieses eigene Glück, der Glaube daran, es zu schaffen und mit sich selbst im Reinen zu sein.
    Richtig schöner und lesenswerter Artikel, vielen Dank!

    • Lieben Dank für Ihre Rückmeldung. Glück kommt meines Erachtens von innen, entsteht aber nicht nur durch unsere Gedanken und Einstellungen. Auch hier sind mehrere Faktoren beteiligt. Der Hormonfaktor wird in der Regel übersehen.
      Herzlichst, Sandra Blabl

  3. Ein schöner Beitrag von Sandra.

    Da hier die Positive Psychologie (Glücksforschung) – glücklicherweise – erwähnt wird, möchte ich noch etwas ergänzen.

    Dopamin und Serotonin sind zwei der wichtigsten Hormone, die im Zusammenhang mit Glücksempfinden stehen.

    Es gibt noch ein drittes, das es jetzt erst langsam ins Bewusstsein schafft: Oxytozin.
    Es wird auch als “Kuschel-Hormon” bezeichnet. Die aktuelle Forschung zeigt aber, dass es wenig mit Kuscheln zu tun hat 😉

    Oxytozin spüren wir dann am stärksten, wenn Berührung stattfindet. Es ist das warme Gefühl, das aufsteigt, wenn zwischenmenschliche Berührung stattfindet.

    In der Positiven Psychologie wird menschliche Berührung (human touch) massivst erforscht. Es zeigt sich, dass human touch mit am stärksten mit unseren Wohlbefinden in Verbindung steht.

    • Danke, Axel :-)! Jammerschade, dass es Sandra’s Beitrag die vielen Likes zerschossen hat, nachdem ich einen Seiten-Reset hatte …

      Könnte dieses Hormon für den positiven Effekt von Haustieren sorgen? Es wurde doch nachgewiesen, dass Menschen mit Streicheltieren wesentlich glücklicher und in Stresswerten sogar gesünder sind, als jene ohne. Vielleicht wurde Oxytozin auch in besagter Studie erwähnt. Ich habe sie gerade nur “lose” im Kopf. Auf jeden Fall wäre dann Kuscheln gar nicht so verkehrt :-).

      • Ja, Tanja, definitiv! Besonders bei Hunden und Menschen.

        Oxytozin ist u.a. für die enge Bindung zwischen Hundebesitzern und ihren Hunden verantwortlich. Auf beiden Seiten. Bei den Hundebesitzern setzt “ihr Hund” mehr Oxytozin frei als andere Hunde. Bei Hunden setzt “ihr Herrchen” ebenfalls mehr Oxytocin frei als andere Menschen.

        Bei anderen Tieren ist es lange nicht so stark.

        Oxytozin ist das zZ wichtigste Hormon wenn es um Gruppenbindungen geht.

        • Hunde sind ja generell sehr “kuschelsüchtig”. Die wissen schon warum.

          Vielleicht freuen sie sich deswegen besonders, wenn sie jemanden wieder treffen, mit dem sie sich gut gekuschelt habdn. Sie wissen, dass es dann eine Extra Portion Oxytozin gibt 🙂

  4. Liebe Sandra,
    danke für diesen tollen Beitrag. Glück kommt von innen! Das hat einen “Schalter” bei mir umgelegt…Ich werde meine Essgewohnheiten gleich ab morgen verändern … Freue mich drauf…
    Ganz liebe Grüße
    Michaela Winkler

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